Gastbeitrag: Bibliotherapie 2 – „Auf der Couch mit Doktor Buch.“

Nachfolgend ein Gastbeitrag von Psychologe Dr. Norman Schmid zum Thema Bibliotherapie. Im nachfolgenden Beitrag geht es um das Thema „Neues entdecken„, das viel mit Achtsamkeit zu tun hat. Ich bedanke mich recht herzlich bei Herrn Dr. Schmid und wünsche Dir viel Spaß beim Lesen des Beitrages …

dr-norman-schmid

 

BLOG Bibliotherapie – Neues erleben.

Aus Norman Schmid (2016). Auf der Couch mit Doktor Buch. Eine Bibliotherapie.

 

„Jedem Neuen wohnt ein Zauber inne.“

Neues zu erleben, ist ein natürliches Bedürfnis des Menschen. Von Geburt an ist der Mensch ein Entdecker und Forscher. In den ersten Jahren gilt es, sich selbst zu entdecken, den Körper, die Sprache, die Gedanken und Gefühle.

Damit eng verbunden die Kontakte mit der Familie, später mit Freunden. Und natürlich auch die Entdeckungsreisen in der Wohnung, in Haus und Garten und dann die weitere Umgebung. Den weisen Flecken auf der inneren Landkarte, der cognitive map, Farbe und Leben einzuhauchen. Das ist ganz selbstverständlich. Man muss Kinder dazu kaum motivieren, ihnen nur die Gelegenheit geben, forschen zu können. Manche sind dabei von unbändigem Tatendrang beseelt, andere etwas vorsichtiger. Jeder nach seiner eigenen Natur.

Erstaunlich ist die weitere Entwicklung in der Jugend und im Erwachsenenalter. Das, was in der Kindheit ganz natürlich war, wird später zur Ausnahme. Viele verlieren den Forscherdrang im Laufe der Entwicklung, als würden Älter werden und Entdeckerlust in umgekehrt proportionalem Verhältnis stehen. Woran liegt das? Ist dies eine normale „Alterserscheinung“? Wohl eher nicht, wenn man an Menschen denkt, die sich ihre Neugierde bis ins hohe Alter erhalten, wie man in vielen Romanen der Weltliteratur sehen kann, bei Richard Burton in „Der Weltensammler“ oder Alexander von Humboldt in „Die Vermessung der Welt“. Diese sollten auch nicht als ungewöhnliche Einzelexemplare gelten, wie seltene Tierarten im Amazonas, sondern sollten Vorbild sein, leuchtende Beispiele dafür, wie man die Neugierde und den Forschergeist ein Leben lang aufrechterhalten kann.

Warum sollte man das tun? Ist es nicht bequemer und sicherer, wenn man das Erreichte bewahrt und konserviert und keine Risiken eingeht? Bequemer und sicherer auf jeden Fall. Aber um welchen Preis? Fehlt dann nicht etwas? Etwas, das das Leben bereichert, interessant, spannend und lebenswert macht?

Wenn man Romane liest, in denen es um Abenteuer geht, so können diese sehr vielschichtig sein, verschiedene Facetten des Lebens abbilden, wie bei Reisen Neues zu lernen, die Komfortzone zu verlassen, mit Langsamkeit und Achtsamkeit den kleinen Dingen des Lebens auf die Spur zu kommen, mit Abenteuern im Kopf und auch mit dem Lesen als Abenteuer selbst.

Gerade das Lesen als Abenteuer kann einen Anstoß geben, den Alltag mit etwas Neuem zu würzen, zunächst noch als ferner Gedanke, als Kuriosum, das den Protagonisten eines Romans betrifft, dann vielleicht doch eine Sympathie, die man dafür entwickelt, ein gewisser Reiz, ein Prickeln und eine Unruhe, die nicht zu viel und anstrengend, sondern durchaus lustvoll und anregend ist. Wie dann dieser Gedanke wiederholt auftaucht, beim Einschlafen, wenn man das Buch gerade aus den müden Händen legt oder bei einem Gespräch mit einem Freund, dem man von diesem Roman erzählt, der selbst ganz interessiert zuhört, begeistert ist, begierig, mehr zu erfahren. Wie sich dadurch ein interessantes Gespräch ergibt und die Idee immer greifbarer wird, jetzt schon durch das Nachdenken und Sprechen darüber eine gewisse Realität erfährt, und es dann nur noch ein kleiner Schritt ist, genau dies auszuprobieren und zu erleben. Ein (winzig) kleiner Schritt für die Menschheit, aber vielleicht ein Meilenstein für das eigene Leben.

Anregungen für die Lust am Neuen finden Sie bei verschiedenen Romanen und auf verschiedene Art und Weise. Von den großen Abenteuern in „Der Weltensammler“ und „Die Vermessung der Welt“ bis zum Abenteuer im Kopf in „Der Kaiser von China“ und „Wenn ein Reisender in einer Winternacht“. Das Neue, Interessante, Besondere, Andersartige kann aber auch den Alltag bereichern, vielleicht indem man sich das Motto von Robert Silvers zu eigen macht, der als Gründer der New York Review of Books, einer ungewöhnlichen und höchst erfolgreichen Zeitung, die sich durch einen Mix aus verschiedenen Themen quer durch Romane, Filme, Politik, Wissenschaft, Bildung, Kunst und gesellschaftliche Trends mit mehrseitigen Analysen und Kommentaren bewusst an Leser richtet, die sich gerne Zeit zum Nachdenken nehmen, Robert Silver also, der auch noch mit 86 Jahren der Chefredakteur dieser Zeitung ist und für sich als Motto definiert hat, jeden Tag ein Thema zu erkunden, über das man bisher noch gar nichts weiß. Wenn man dies ausprobiert: sich bewusst Themen zuzuwenden, um die man normalerweise einen Bogen machen wurde, dann kann man auf Dinge stoßen, die das Leben bereichern, von einem herausragendem Buch, einer berührenden Musik bis zu Informationen, die die Welt besser begreifen lassen. Das kann dazu führen, dass das Leben nicht nur bereichert wird, sondern vielleicht auch eine ganz besondere Wendung nimmt. Wenn man sich jeden Tag mit einem Thema beschäftigt, über das man nichts weiß, dann eröffnet sich einem das ganze Universum.

 

Mit dem neuesten Buch “Auf der Couch mit Doktor Buch” von Psychologe Dr. Norman Schmid kannst Du die Bibliotherapie in die Praxis umsetzen.

Mehr Info dazu findest Du auf der Webseite www.schmid-schmid.at .

 

 

 

Hast Du schon mal von Bibliotherapie gehört oder gelesen ? Klingt Bibliotherapie für Dich interessant ? Schreib mir dazu in den Kommentaren …

Bleib relaxed und gesund!

 

Beitragsfoto: http://www.mindsetmagazine.de/

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5 Kommentare zu „Gastbeitrag: Bibliotherapie 2 – „Auf der Couch mit Doktor Buch.“

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